Segelyacht Stenella

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Sommertörn 2016, Teil 6

- August 5, 2016

der Schattenplatz auf de Sonnendeck


Morgens in Rogoznica erwarten wir wieder Wind aus WNW. Die Frage ist, wann er einsetzt. Inzwischen ist es ja auf See und in den Häfen und Buchten so voll geworden, dass man, wenn man nicht schon morgens per Handy einen Platz reserviert, ab 1500 Probleme bekommt, überhaupt einen Ankerplatz oder eine Mooring zu bekommen. Außerdem wird es wohl auf dem Weg nach NW wohl nicht für einen Anlieger  reichen, also muss die Tour so geplant werden, dass ein möglichst langes Bein auf der Kreuz und ein bis zwei Holeschläge draus kommen. 

Gegen 1030 legen wir ab, noch unter totaler Flaute und ansteigenden Temperaturen. Unter Maschine geht es erstmal aus dem Hafen, aber schon nach einer Stunde kommt genügend Wind auf, dass die Segel gesetzt werden können. Inzwischen setze ich zunächst die kleine Selbstwendefock und wenn es nicht reicht, wird die große Genoa zusätzlich ausgerollt. An der Kreuz ziehen beide unabhängig, offensichtlich, ohne sich gegenseitig zu stören, ähnlich wie Kutterfock und Flieger. Vor einer Wende rolle ich den großen Lappen zu 2/3 ein, löse die Schot, das Segel fällt in der Wende gegen die Kreuzfock und geht locker über Stag. Dann wird auf dem neuen Bug das Segel wieder ausgerollt, die neue Leeschot dicht geholt und Stenella nimmt sofort wieder Fahrt auf. Ich kann wesentlich schneller wieder an die Windkante heran steuern. Bei mehr als 14kn. Wind kann die Genoa eingerollt bleiben, dann zieht die Kreuzfock genügend, um über 6kn Fahrt zu machen.. Aber auch wenn’s im Fahrwasser eng wird und die Kreuzschläge kürzer, bleibt die Genoa „drin“: die alte Dame mit ihren 18to. Gewicht und dem immerhin gemäßigten Kurzkiel mit Skegruder dreht dann in weniger als 15sec. durch den Wind, ohne wesentlich an Fährt zu verlieren 🙂 So machen dann auch Kreuzgänge in engen Fahrwassern mit kurzen Schlägen richtig Spaß.

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Nach etlichen solcher Kreuzschläge haben wir uns bis zum späten Mittag bis auf die Höhe von Kaprije vorgearbeitet. Nach Kakan will ich nicht wieder, die Hafenbucht ist garantiert knackvoll mit Charterern, die hier ihren letzten Abend verbringen, bevor es morgen nach Biograd, Murter oder Sukošan weitergeht zum Auschecken. Also versuche ich unseren Geheimtipp vom letzten Jahr, die Südbucht von Kaprije, die Uvala Mala Nozdra mit zwei total idyllisch hergerichteten Konobas: Das G8 (was immer das zu bedeuten hat) und das „Matteo“ (dessen Besitzer schon älter und dessen Sohn laut verfügbaren Unterlagen wohl immer betrunken ist). Wir gehen trotzdem dort essen, weil wir an seiner Boje hängen. Das Wasser ist hier besonders „helltürkis“ und ich bade von Bord ausgiebig. Abends probiere ich etwas Neues aus: „Peka“, eine Art Kartoffel- Gemüse- Eintopf, der in einer hohen Pfanne unter einer Eisenglocke bei mäßiger Hitze 3 Stunden vor sich hin köcheln muss, bis er serviert wird. Ich bestelle eine Fisch- Peka vor, weil ich keine Lamm- Peka mag, die die Alternative wäre. Sie besteht aus Kartoffelstücken, Zwiebeln, Karotten, Zucchini, Kräutern, Knoblauch, und eben Lammfleisch Brocken oder einem ganzen Fisch, der drüber gelegt wird. Das Essen war superlecker! Aber ich habe noch zwei Tage später gestunken wie ein Kneipp- Kurgast 😉 Die Bewertungen den Wirt betreffend und angebliches Gebahren beim Abkassieren von Nutzungsentgeld für die Bojen, kann ich nicht nachvollziehen. Der Junior gab von seinen Bewegungsabläufen her zwar so den „Jack Sparrow“, was Alkoholkonsum nahelegt, aber er war ausnehmend freundlich zu uns. Ein besonderes Schauspiel bot sich uns dann noch im Verlauf des Abends, als ein Mann mit einem ca. 60kg. schweren Thunfisch aus seiner Galletta ausstieg, den Prachtkerl neben dem Grill auf der Terasse an einen Haken hing und anschließend vor den Augen der Gäste ausnahm und zerteilte. Was mich erstaunte: auf meine Nachfrage hin, ob das nicht eine enorme Ausnahme sei, meinte der Kellner nur lapidar, „nein, der fängt fast jeden Tag einen, wir hatten neulich einen mit über 80kg.“ Also scheint sich der Bestand auch an diesen tollen Tieren langsam zu erholen. Ich werde das mal versuchen nachzulesen. 


Am nächsten Morgen gehen wir relativ früh um 0930 von der Boje, weil wir schon ein bisschen Wind haben. Wir motoren erst an Kaprije vorbei Richtung NW und stellen dann um auf Segelbetrieb. Gegen 1400 haben wir die Südspitze von Pašman passiert. Mit uns erkämpfen sich noch einige andere Segler den Weg nach Luv. Stenella hält sich tapfer, lediglich eine neue  große Hanse ist in quasi nullkommanix an uns vorbei, nicht nur deutlich schneller, sondern auch mit erstaunlicher Höhe am Wind. Inzwischen ficht mich das nicht mehr an, wir fahren ja einen „Klassiker“. Mit der Comfortina 42 hätte ich alle Hebel, Strippen und Strecker in Bewegung gesetzt, um nur keinen Meter zu verschenken, egal wie groß und schnell der „Nachbar“ an der Kreuz ist….. Merke: MIT dem Wind segelt auch ein vom Frachter gefallener Maersk- Container noch ganz ordentlich …. 


Jetzt wird es mühsam und wir biegen in die große (und deshalb bestimmt nicht ganz volle Hafenbucht von Zut ein. Inzwischen ist ja auch Freitag, die Charterer müssen zurück in ihre Ausgangshäfen, sodass an den Bojen und Stegen der ACI noch etliche Plätze zu haben sind. Auch die drei Restaurant- Stege  bieten noch Platz. Aber: der erste Konobar hat uns schon vor zwei Jahren enttäuscht, der zweite mit den livrierten Kellnern hat preislich einen Dachschaden, sowas muss man nicht unterstützen und den Dritten vorne  in der Bucht kennen wir zwar nicht. Aber er ist am wenigsten frequentiert und deshalb gehe ich an diesem Abend kein Risiko ein und wir machen am ACI Steg fest. Das Essen im Marina- Restaurant enttäuscht allerdings dann auf ganzer Linie, was ich entweder nicht mehr in Erinnerung hatte, oder die sind deutlich schlechter geworden! Schon die Karte ist von schlichter Einfalt zu gepfefferten Preisen geprägt. Okay, beim nächsten Mal geht’s in die linke Ecke der Bucht, den abseits gelegenen Konobar testen…Das Erlebnis von Zut ist aber etwas anderes: um 0000 erstirbt der Generator. Nur neben uns die Tschechen auf dem „Schattenspender“ (großes Motorboot mit hohen Decksaufbauten) wollen nicht einsehen, dass ab 0000 kein Strom mehr aus der Steckdose kommt. Sie haben zwei (!) fingerdicke Kabel verlegt, eins für die Klimaanlage, eins für den Rest der üppigen Elektrik, beide liefern aber nicht mehr. Der Skipper lässt durch Sohnemann nach eingehender Prüfung der Situation den Bord-Generator anwerfen, was mit ordentlich Caterpillar- Dezibel erkauft werden muss. Erst als ich ihm zu verstehen gebe, dass ich so nicht schlafen kann, sein Sohn mir übersetzt, dass er ohne Klima nicht schlafen kann, stellt er mürrisch seine Stromversorgung aus. Danach herrscht nicht nur eine herrliche Ruhe, sondern auch absolute Dunkelheit und mein Blick klebt am Firmament. Die Milchstraße ist bei solchen Bedingungen sehr schön als „Straße“ auszumachen, weil keine nahen Lichtquellen das Schauspiel stören. 

Sa. 30.7.2016: Rolling Home! Luftlinie sind es nur wenige sm bis zu unserem Stammplatz in der Olive Island Marina, aber wir müssen ja noch um Uglijan herum fahren. Die Wetterbedingungen sind wieder die selben, wie in den Tagen zuvor, also werden wir hoffentlich noch ein bisschen kreuzen üben. Ablegen ist um 1100 und die ersten Meilen wird motort. Kurz bevor wir an Zut vorbei sind stelle ich die Maschine ab und die Segel sind gesetzt, ein langes Bein kann über den Kanal nach NW angelegt werden. Da passiert es: eine ganze Schule Delfine kommt direkt zu unserem Boot, taucht drunter durch, sie springen neben uns aus dem Wasser und spielen mit uns. Es ist toll, dies mit anzusehen! Als ob sie sich für unser Verhalten bedanken wollen :-)). ….. Nach wenigen Minuten ist das Schauspiel vorbei, die Tiere haben das Interesse an uns schnell verloren, Stenella kann ja nicht mitmachen bei der Dollerei. 

Es Folgt noch ein interessanter Kreuzgang durch das enger werdende Fahrwasser nach Edersse- Taktik: Immer, wenn wir in Landnähe kommen, reizen wir die Windkante noch voll aus und nutzen die Schraler aus, die an den Bergen entlang säuseln, das bringt jedesmal noch einmal richtig Höhe. 


Nördlich Uglijan unter Jockel und mit gesetzten Segeln noch schnell durch „Scylla und Carybdis“ mit Strudeln und gurgelndem Wasser, bedingt durch die Meerenge, um die Ecke rum, Bug nach Süden noch eine knappe Stunde Schmetterling und wir sind wieder im Heimathafen. 

Fazit der Reise:

Wie beschrieben, war die heiße Witterung das eindrücklichste Phänomen. An zweiter Stelle steht der in dieser Zeit nicht mehr zu ignorierende Massentourismus, der nach den ganzen Anschlägen und den Ereignissen in der Türkei für uns wirklich belästigende Ausmaße angenommen hat. Bedingt dadurch kreuzten sich zwei Faktoren: Der Wind setzte später ein, als ich in den vergangenen Jahren registriert hatte, die Häfen waren aber schon nachmittags voll, was kurze Reisezeiten und Etmale generierte und lange Strecken unter Motor. Kochen auf dem Schiff war unzumutbar durch die Hitze, was die Reise teurer gemacht hat, als ich geplant hatte. 

Ansonsten: Die Inseln wunderschön wie immer, das Land weniger Grau und verbrannt durch mehr Niederschläge im Frühling und Frühsommer, die Festlandküste, die Makarska- Riviera, ist im krassen Gegensatz zu dem Artikel der Yacht eine Partymeile und kein lohnendes Ziel. Allerdings würde ich diesen Abschnitt der Reise im Juni oder September sicherlich wie in der Yacht beschrieben erlebt haben. Die Restaurants haben sich überall im Durchschnitt deutlich verbessert, das Angebot wird auch in Kroatien immer vielfältiger. Man experimentiert inzwischen auch schonmal mit Saucen, differenzierte Gerichte finden Eingang in die Karten und ein wesentlicher Anreiz ist durch die Bewertungsmöglichkeiten nicht nur im „Beständig“ gegeben, sondern auch in den einschlägigen elektronischen Helferlein, die als App aufgerufen in Sekundenschnelle die besser bewerteteten Lokale, Häfen, Bojenfelder. etc. liefern.

Hier die Portale, die wir genutzt haben, um Informationen zu beschaffen:

http://www.tripadvisor.de

die „Boating“- App von Navionics, die inzwischen sehr vielfältige Möglichkeiten bietet, Community- Wissen zu bündeln

http://www.my-sea.com: neues Portal im Aufbau, aber schon gut gefüllt mit jeder Menge Infos und Bewertungen! Diese App kann ich schon sehr wärmstens empfehlen!


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